Premiere MO 30. 10. 20.00 Uhr MALER UND FARBE
DI 31. 10, 20.00 UHR, FR 03. 11. 20.00 UHR, MO 06. 11. 20.00 UHR Dl 07. 11, 20.00 UHR
Märchenspiel in einem akt
mit renee hartmann, hertha küng, robert richter, guido krarnann, lothar marte
technik: helmut ritter, regie: wolfgang schnetzer.
preise 90 ats (inkl. apero), 390 ats (inkl. anschliessendem
2-gang-menü und wein - bregenzte zahl)
Surrealistisches Theater im mittelalterlichen Gewölbe

(wg)- Noch zweimal gibt es im Rauch-Club in Feldkirch das tragische Märchenspiel „Maler und Farbe‘ von Wolfgang Bauer zu sehen.
Für die erste Theaterinszenierung im Rauch-Club wählte der Regisseur Wolfgang Schnetzer ein frühes Werk des steirischen Dramatikers. Bevor dieser mit „Magic Afternoon“ 1968 den internationalen Durchbruch erzielte, schrieb Wolfgang Bauer mehrere Einakter, die vorwiegend im Forum Stadtpark Graz uraufgeführt wurden. Bauer, der von Ionesco stark beeindruckt war, knüpfte dabei an das absurde Theater an. Auch „Maler und Farbe“ ist dieser Gattung zuzuordnen.
Das Kellergewölbe aus dem 13. Jahrhundert des Rauch-Club bietet mit seinen kahlen weißen Wänden ein atmosphärisches Ambiente und ersetzt auch künstliche Kulissen. Die weißen Wände, eine weiße Leinwand, eine Stehleiter, eine Couch und eine einfache Sitzbank— das ist das ganze Bühnenbild.
Ein Maler (Lothar Marte) tritt auf, beginnt mit Dispersionsfarbe die Wände zu weißem, raucht eine Zigarette, blickt minutenlang starr ins Publikum, Vier „Zuschauerinnen“ wird das zu dumm. Sie stürmen
die Bühne: Das ist doch kein Theater. Sie beginnen ein eigenes Stück aufzuführen: „Die letzten Raubritter“. Ein Straßenraubritter (Robert Richter) und eine Waldraubritterin (Renee Hartmann), eine Löwin (Hertha König) und eine Giraffe (Guido Kramann). Ein gelbes T-Shirt mit orangen Punkten für die Giraffe und eine rotbraune Boa für die Löwin sind die Kostüme, der Rest bleibt Alltagskleidung.

Ernstes und Skurriles

Drei Handlungen laufen parallel ab, greifen aber nur ganz selten ineinander: Der Maler im Hintergrund: statisch, inaktiv. Nur auf die wiederholte Frage „Wo bleibt die Farbe?“ antwortet er immer wieder „die kommt noch“. vorwiegend im Mittelteil der Bühne die Kämpfe und Dialoge der letzten Raubritter und im Vordergrund Löwe und Giraffe. Doch sie alle werden von den weißen Männern beseitigt werden, die alles zu betonieren, Bäume fällen, Fabriken errichten. Zivilisationskritik vermischt sich mit Surrea-
lem, der Illusionscharakter des Theaters wird nicht nur am Beginn, sondern auch später gebrochen, wenn alle Protagonisten Pause machen, weil es der Regisseur so will.
„Maler und Farbe“ bietet Interpretationsmöglichkeiten an, aber fordert sie nicht, Ernstes und Skurriles stehen nebeneinander. Wolfgang Schnetzer gelingt es durch die wirkungsvolle Inszenierung der Parallelhandlungen und eine vorzügliche Dialogregie, bei der sich die verschiedenen Handlungsstränge überlappen, sowohl das Unterhaltungspotential als auch die kritischen Momente mit seiner tempo- und handlungsreichcn Inszenierung überzeugend umzusetzen. Unterstützt wird er dabei von SchauspielerInnen, deren Begeisterung am Spiel offensichtlich ist Das Publikum im ausverkauften Gewölbe bedankte sich nach fünfundvierzig kurzweiligen Minuten mit lang anhaltendem Applaus.
Die letzten Aufführungen: Montag, 6. 11, und Dienstag, 7. 11., jeweils 20 Uhr.

Kritik in der Neuen Vorarlberger Tageszeitung
Artikel im Original